Bioplastik: Was ist der Unterschied zwischen biobasiert und biologisch abbaubar?

Biokunststoffe führen oft zu Verwirrung bei Verbrauchern: Was ist das? Wie viel Bio steckt wirklich drin? Wie muss ich Verpackungsfolien aus Bioplastik entsorgen? Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen? Wir haben das Wichtigste zusammengefasst.

Bio ist das neue Plastik – oder doch nicht?

Tatsächlich waren Biokunststoffe früher gängige Praxis: Bis in die 1930erJahre wurden Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen produziert. Erst ab dem Zweiten Weltkrieg wurden stattdessen fossile Rohstoffe wie Erdöl oder Erdgas genutzt. Heute wird versucht, wieder mehr auf die ursprüngliche Art der Kunststoffherstellung zu setzen – einerseits, um die fossilen Rohstoffe zu schonen und andererseits, weil diese dem Klima schaden.

Bio ist nicht gleich Bio!

Dem Begriff Bioplastik liegen laut DIN EN 16575 zwei mögliche Bedeutungen zugrunde:

Wichtig: Nicht jeder Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen ist biologisch abbaubar, nicht alle biologisch abbaubaren Folien aus Kunststoff sind auch biobasiert.
Ob eine Kunststoffverpackung biologisch abbaubar ist, hängt z.B. von der weiteren Verarbeitung ab und kann nur durch experimentelle Tests festgestellt werden bzw. erfahren Sie in der Beschreibung unserer Artikel.

Biobasiert und biologisch abbaubare Verpackungen – das ist drin

  • Verpackungsfolien aus biobasierten Kunststoffen bestehen meist aus stärke- und cellulosereichen Pflanzen (Mais, Miscanthus, Zuckerrohr) sowie aus Ölsaaten oder Holz.
  • Verpackungsfolien aus biologisch abbaubaren Kunststoffen werden aus thermoplastischer Stärke, Cellulose, abbaubaren Polyestern und Polyactid (PLA) hergestellt, einige andere aus Erdöl.
Biobasierte Kunststofffolien bestehen nur zu einem gewissen Anteil aus nachwachsenden Rohstoffen.
Zu welchem Anteil eine Verpackung aus biobasiertem Kunststoff tatsächlich biobasiert ist, lässt sich experimentell in Polymeren und Produkten ermitteln bzw. können Sie bei unseren Artikeln den technischen Details entnehmen. Der Anteil wird in der Regel als Prozentwert angegeben.

Bioplastik und die Irrtümer des Recyclings

Alles für die Tonne?

Biobasierte Verpackungen

Weil die biobasierten Folien meist nicht gleichzeitig auch biologisch abbaubar sind und in der Kompostieranlage aufwendig aussortiert werden müssten, dürfen diese Verpackungen keinesfalls in der braunen Bioabfalltonne entsorgt werden. Stattdessen müssen sie wie alle anderen Folienverpackungen auch über die gelbe Tonne entsorgt werden.

Biologisch abbaubare Verpackungen

Für eine zuverlässige und schnelle Kompostierung biologisch abbaubarer Folien sind bestimmte Voraussetzungen nötig, die nur bei einer industriellen Kompostierung erreicht werden können. Bei der klassischen Kompostierung herrschen nur unzureichende Feuchte- und Temperaturbedingungen, sodass im fertigen Kompost noch Folienreste übrig bleiben würden.

Weil es bisher nur wenige kompostierbare Verpackungen gibt, ist eine Entsorgung an getrennte Kompostierungsanlagen bisher meist weder möglich noch sinnvoll. Auch wenn es logisch erscheint, kompostierbare Folien und -produkte tatsächlich über die braune Bioabfalltonne zu entsorgen, ist diese Lösung zum aktuellen Zeitpunkt aus ökologischer Sicht nicht zu empfehlen. Es bleibt daher auch hier aktuell nur der gewohnte Weg über den Recycling-Müll.

Was bedeutet industrielle Kompostierung?

Den Normen zur industriellen Kompostierbarkeit liegen die Bedingungen einer großtechnischen Kompostieranlage zugrunde. Nur unter diesen Bedingungen – wenn die Temperatur hoch ist (weit über 60 °C), wenn die Luft feucht ist und alles ständig durchgemischt wird, damit genug Sauerstoff rankommt – können Bioplastikfolien schnell und zuverlässig abgebaut werden. Viele Kompostierungsanlagen arbeiten dagegen in einem kürzeren, zum Teil nur sechswöchigen Rhythmus. Das heißt: Der Biomüll muss dort schneller in seine Bestandteile zerfallen.

Wann ist eine Verpackung industriell kompostierbar?

Die vollständige biologische Abbaubarkeit gilt als nachgewiesen, wenn ein biologischer Abbau von mindestens 90% in weniger als 6 Monaten stattfindet. Um das zu überprüfen, werden Proben des Testmaterials 3 Monate mit Bioabfall kompostiert. Der endgültige Kompost wird dann mit einem 2 mm Sieb gesiebt. Die Masse oder Rückstände des Prüfmaterials mit Abmessungen >2 mm muss weniger als 10% der ursprünglichen Masse betragen.

Mit einem Kompostierungstest im Pilotmaßstab wird verifiziert, dass es keine negative Auswirkungen auf den Kompostierungsprozess gab. Ein Pflanzenwachstumstest (OECD 208 modifiziert) und andere physikalisch-chemische Analysen werden auf den Kompost angewendet, bei dem der Abbau des Testmaterials stattgefunden hat. So kann festgestellt werden, ob geringe Schwermetallkonzentrationen (unter den angegebenen Höchstwerten) liegen und dass es keine negativen Auswirkungen auf den endgültigen Kompost gibt.

Achten Sie auf vorhandene Zertifizierungen

Kompostierbar
OK Compost
Biologisch abbaubare Verpackungen verwenden das Keimlingslogo oder das OK Kompost-Logo. Die Logos besagen, dass diese Kunststoffe in einer industriellen Kompostieranlage nach 12 Wochen zu 95 Prozent abgebaut sind. Auch hier ist also die industrielle Kompostierung der entscheidende Faktor. Der Abbau in der freien Natur – unabhängig der Kunststoffart – kann tatsächlich mehrere Jahre lang dauern.

Was bleibt? Vorteile von Bio-Kunststoffen

Biobasierte Kunststofffolien

Reduzieren den Einsatz von fossilen Rohstoffen
Reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen bei der Produktion

Biologisch abbaubare Kunststoffe

Reduzieren ebenfalls den Einsatz von fossilen Rohstoffen
Sind – zumindest industriell – kompostierbar

Weiterführende Informationen zum Thema Biokunststoff finden Sie hier:

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